Nuklearmedizinische Therapien

Das allgemeine Prinzip nuklearmedizinischer Therapien

Nuklearmedizinische Therapien funktionieren über zwei verschiedene Wege: entweder wird der verabreichte radioaktive Stoff normal im Stoffwechsel verarbeitet (z. B. Iod-131 wie normales Iod in der Schilddrüse) oder die radioaktiven Stoffe sind an Bindungsmoleküle (Liganden) gekoppelt, die wiederum an bestimmte zelluläre Zielstrukturen binden (Radio-Liganden-Therapie). In beiden Fällen wird in einem gezielt in einem spezifischen Gewebe eine hohe Dosis radioaktiver Strahlung erreicht, die dazu in der Lage ist, das Gewebe von innen heraus zu zerstören.

Zur Therapie werden sogenannte Beta-Strahler eingesetzt. Diese Stoffe setzen bei ihrem Zerfall Elektronen frei, die im Gewebe nur eine Reichweite von wenigen Millimetern haben und auf ihrem Weg Schäden verursachen und das Gewebe zerstören können. In Geweben, wo die Zielmoleküle nicht vorkommen, sind keine Schäden zu erwarten. Gesundes, nicht erkranktes Gewebe wird geschont.

Unsere Therapiestation

Unsere Therapiestation verfügt über alle Voraussetzungen für die Anwendung aller nuklearmedizinischen Therapien. Dies sind Radioiodtherapien gutartiger Schilddrüsenerkrankungen oder des Schilddrüsenkarzinoms, PSMA-Therapien des Prostatakarznoms, DOTATATE-Therapien bei Neuroendokrinen Tumoren und die Selektive Interne Radiotherapie (SIRT) zur Behandlung von Lebermetastasen.

Darüber hinaus bieten wir weitere innovative Therapien bei verschiedenen onkologischen Erkrankungen an.

Sie sind in modernen 2-Bettzimmern mit Badezimmer untergebracht und bei gutem Wetter können Sie im Park sitzen oder spazieren gehen.

Radiojod-Therapie gutartiger Schilddrüsenerkrankungen

Therapieprinzip

Bei einigen Schilddrüsenerkrankungen, z.B. Struma mit funktioneller Autonomie und einer Überfunktion unterschiedlicher Herkunft ergeben sich im Krankheitsverlauf häufig verschiedene Therapiemöglichkeiten, die entweder alternativ, in Kombination oder nacheinander angewandt werden: die medikamentöse Therapie, die operative Therapie und die Radiojod-Therapie. Dabei ist sowohl bei der Diagnose und von Schilddrüsenerkrankungen als auch bei der Planung und Durchführung einer Therapie sowie der Überprüfung des Therapieerfolges der Einsatz nuklearmedizinischer Methoden erforderlich.

Die Radiojod-Therapie wird mit dem radioaktiven Stoff Iod-131 (I-131) durchgeführt. Das radioaktive I-131 verhält sich im Körper wie normales Jod und wird von der Schilddrüse zur Produktion der Schilddrüsenhormone aufgenommen. Bei autonomen Schilddrüsenerkrankungen (unreguliert hohe Hormonproduktion der Schilddrüse) wird das radioaktive Jod verstärkt in die überaktiven Areale aufgenommen und zerstört mittels der Strahlung das fehlerhafte Gewebe von innen.

Wann wird eine Radiojod-Therapie durchgeführt?

  • Schilddrüsenüberfunktion bei Morbus Basedow
  • Autonomie der Schilddrüse
  • Wiederauftreten einer Schilddrüsenüberfunktion nach Operation
  • Unmöglichkeit der Durchführung einer Schilddrüsenoperation oder Unverträglichkeit gegenüber schilddrüsenblockierenden Medikamenten

Bezüglich der Vorteile einer medikamentösen Therapie, einer Operation oder einer Radiojodtherapie beraten wir Sie auch gerne in unserer Schilddrüsenambulanz.

Vor der Radiojod-Therapie wird ambulant ein Radioiodtest durchgeführt, um zu ermitteln, ob und in welchem Ausmaß die Schilddrüse das Radioiod aufnimmt. Daraus lässt sich die erforderliche Therapieaktivität ermitteln. Dafür wird eine kleine Kapsel mit einer sehr geringen Aktivität I-131 zum Schlucken verabreicht. Am Folgetag erfolgt eine Messung, wie viel des radioaktiven Iods in die Schilddrüse aufgenommen wurde. Eventuell sind zusätzliche Messungen bereits am ersten Untersuchungstag vorgesehen.

Eine Jod-Kontamination ist innerhalb von 3-6 Monaten vor Durchführung einer Radiojod- Therapie strikt zu vermeiden (insbesondere gilt das für jodhaltige Kontrastmittel und für jodhaltige Medikamente). In Deutschland ist zur Durchführung einer Radiojod-Therapie die Aufnahme auf einer speziellen nuklearmedizinischen Therapiestation mit einem mind. 48stündigen Aufenthalt erforderlich, je nach Größe und Aktivität der Schilddrüse kann aus Strahlenschutzgründen auch ein längerer stationärer Aufenthalt (eine Woche oder mehr) erforderlich sein. Die tatsächliche Aufenthaltsdauer kann leider vor der Therapie nicht sicher vorausgesagt werden. Das I-131 wird meist als Kapsel oder in seltenen Fällen auch als Flüssigkeit verabreicht.

Therapieerfolg

Der Therapieerfolg tritt nach 3-4 Monaten ein. Während dieser Zeit müssen regelmäßige Laborkontrollen der Schilddrüsen-Parameter erfolgen und ggf. eine schilddrüsenspezifische Medikation entweder modifiziert oder neu angesetzt werden. Die Radiojod-Therapie führt bei vergrößerten Strumen auch zu einer meist ca. 30%igen Größenreduktion des Organs. Die Radiojod-Therapie gutartiger Schilddrüsenerkrankungen ist ein äußerst effektives therapeutisches Vorgehen ohne nennenswerte Nebenwirkungen und ohne messbare Spätfolgen. Sie ist auch bei jungen Patienten ohne Risiken anwendbar. Wegen der geringen applizierten Jodmengen kann eine Radiojodtherapie auch bei der seltenen echten Jodallergie durchgeführt werden. In Deutschland muss die Radiojod-Therapie aus Strahlenschutzgründen stationär durchgeführt werden.

Radiojodtherapie bösartiger Schilddrüsenerkrankungen

Therapieprinzip

Das radioaktive Iod-131 (I-131) reichert sich in den Schilddrüsen-Karzinomen an, in denen die Fähigkeit zur Radiojod-Speicherung erhalten ist (differenzierte Schilddrüsenkarzinome). Die Voraussetzung zur Radiojod-Therapie beim Schilddrüsenkrebs ist die vorhergehende, totale chirurgische Entfernung der Schilddrüse. Erst nach weitestgehend vollständiger Beseitigung normalen Schilddrüsengewebes ist eine ausreichende Anreicherung von I-131 in speichernden Tumorrestgeweben und Absiedlungen (Metastasen) möglich. Bei der Radiojod-Therapie des Schilddrüsenkrebses wird unterschieden zwischen der prophylaktischen Bestrahlung der Restschilddrüse nach Operation (Ablation) und gezielter Therapie von wiederkehrendem Schilddrüsenkrebs und Metastasen.

Die Radiojod-Therapie wird mit dem radioaktiven Stoff I-131 durchgeführt. Das radioaktive I- 131 verhält sich im Körper wie normales Iod und wird von der Schilddrüse zur Produktion der Schilddrüsenhormone aufgenommen. Das radioaktive Iod wird in den Tumor aufgenommen und zerstört mittels der Strahlung das Gewebe von innen.

Wann wird eine Radiojod-Therapie bei bösartigen Schilddrüsenerkrankungen durchgeführt?

  • Restentfernung (Ablation) nach Schilddrüsenoperation
  • Therapie jodspeichernder Rezidive und Metastasen
  • Tumornachsorge bei Anstieg des Tumormarkers Thyreoglobulin (Schilddrüseneiweiß)

Unmöglichkeit der Durchführung einer Schilddrüsenoperation oder Unverträglichkeit gegenüber schilddrüsenblockierenden Medikamenten

Für die Therapie ist die stationäre Aufnahme auf einer speziellen nuklearmedizinischen Therapiestation erforderlich (mind. 48 Stunden). Die Therapieaktivität wird zumeist in Kapselform verabreicht (3.700 bis 7.400 MBq I-131). Die Therapie wird unter einem medikamentösen Magenschutz durchgeführt. In den ersten 2-3 Tagen nach Verabreichung der Kapsel sollten oft saure Bonbons gelutscht oder Kaugummi gekaut und viel getrunken werden, um eine ausreichende Anregung des Speichelflusses zu erreichen, um eine Spätschädigung der Speicheldrüsen zu vermeiden.

  • Absetzen der schilddrüsenspezifischen Medikamente mindestens 4 Wochen vor der Therapie
  • Eine Jodkontamination ist unbedingt zu vermeiden (insbesondere jodhaltige Kontrastmittel)

PSMA-Therapie beim metastasierten Prostatakarzinom

Therapieprinzip

Beim Prostatakarzinom handelt es sich um eine Tumorerkrankung der Prostata. PSMA (Prostataspezifisches Membranantigen) ist ein Oberflächenmolekül, das häufig auf Tumoren der Prostata vorkommt und einen Rezeptor darstellt. Die radioaktiven Stoffe Lutetium-177 oder Yttrium-90 sind an Bindungsmoleküle gekoppelt, welche nach der Injektion gezielt an PSMA binden können. Über energiereiche Strahlung können diese Stoffe dann gezielt den Tumor und seine Absiedlungen zerstören.

Vor der Therapie wird eine diagnostische Bildgebung des PSMA in der PET durchgeführt mit deren Hilfe es möglich ist, sehr genau darzustellen, wie das PSMA-tragende Prostatakarzinom verteilt ist und wie sich die radioaktive Substanz in der Therapie anreichern wird.

Wann wird eine PSMA-Therapie durchgeführt?

Die PSMA-Therapie kommt aktuell beim metastasiertem, hormonresistentem Prostatakarzinom zum Einsatz, wenn andere Therapieoptionen wie Chemotherapie und die Hormontherapie ausgeschöpft sind. Eine wichtige Voraussetzung ist das Vorkommen von PSMA auf der Zelloberfläche, welches vor der Therapie überprüft wird.

Ablauf

Die PSMA-Therapie wird bevorzugt mit Lu-177-PSMA auf unserer Therapiestation während eines mehrtätigen Aufenthalts durchgeführt. Insgesamt sind in der Regel bis zu 6 Therapiezyklen im Abstand von 4-6 Wochen möglich, wenn die Therapie gut vertragen wird.

Vor der PSMA-Therapie ist eine eingehende Untersuchung durch unsere Ärzte nötig sowie eine vorherige PET/CT mit Ga-68-PSMA, um die PSMA-Speicherung der Tumormetastasen und eine Eignung für die Therapie zu überprüfen. Darüber hinaus sind weitere Laboruntersuchungen zur Überprüfung der Knochenmarksfunktion in Form eines Blutbilds und der Nierenfunktion notwendig. Zur Beurteilung der Nierenfunktionsfunktion wird bei Bedarf zusätzlich eine MAG3-Szintigraphie durchgeführt, um eine Behinderung des Harnabflusses auszuschließen.

Die Therapie wird über einen zuvor gelegten Venenverweilkatheter auf unserer Therapiestation verabreicht. Zusätzlich erhalten Sie zum Schutz der Nieren eine Flüssigkeitsinfusion und die Ohrspeicheldrüsen werden gekühlt, um die Anreicherung der radioaktiven Substanz und damit verbundene Schäden möglichst zu reduzieren.

Nach der Therapie erfolgt eine weitere PET-Aufnahme um die Verteilung der Dosis darzustellen und zu dokumentieren. Durch die Gabe der radioaktiven Substanz im Rahmen der Therapie geht auch von Ihrem Körper Strahlung aus. Diese wird täglich gemessen und die Entlassung erfolgt, sobald diese Strahlung unter einem gesetzlich festgelegten Grenzwert liegt.

Im Verlauf der Therapie erfolgen regelmäßig weitere Blutentnahmen und bildgebende Untersuchungen zur Nachsorge und Therapiekontrolle.

Was muss ich beachten?

Nach Gabe der Therapie sollten sie viel Flüssigkeit zu sich nehmen, um die Nierenfunktion und die Ausscheidung der radioaktiven Substanz zu unterstützen.

Selektive interne Radiotherapie (SIRT) beim Hepatozellulärem Karzinom und Lebermetastasen

Therapieprinzip

Die selektive interne Radiotherapie (SIRT) wird bei fortgeschrittenen Formen primärer Lebertumoren angewendet. Für die Behandlung werden mehrere Millionen winziger, mit dem Betastrahler Yttrium-90 (Y-90) oder Holmium-166 (Ho-166) markierte Kügelchen gezielt mittels Katheter in der Leistenregion über die Gefäße direkt in die Tumorregion in der Leber eingebracht. Dort Verfangen sich die radioaktiven Spheren (Kügelchen) im Gefäßnetz des Tumors und zerstören das Gewebe von innen.

Um beurteilen zu können, wie viel Aktivität bei der Therapie im Tumor erreicht werden kann, muss vor der Therapie ein Probedurchlauf mit dem schwach radioaktiven Technetium-99m (Tc-99m) durchgeführt werden. Darüber hinaus kann es im Bereich des Tumors zusätzliche Gefäßverbindungen zur Lunge oder zum Darm geben. Mit der Voruntersuchung wird ebenfalls ausgeschlossen, dass es bei der Therapie durch diese unentdeckten Verbindungen zu schwerwiegenden Nebenwirkungen kommen kann.

Wann wird eine SIRT durchgeführt?

Die SIRT wird beim Hepatozellulärem Karzinom oder auch beim Cholangiokarzinom eingesetzt, wenn diese nicht chirurgisch therapeutisch werden können oder wenn keine lokalen oder systemischen Therapie zur Verfügung stehen. Auch nicht operable Lebermetastasen anderer Krebserkrankungen können unter Umständen im Rahmen einer SIRT therapiert werden.

Ablauf

Die SIRT erfolgt in Zusammenarbeit mit der interventionellen Radiologie. Zunächst wird mittels Angiographie die Blutversorgung der Leber und des Tumors dargestellt. Vor der eigentlichen Therapie wird ein Testdurchlauf mit schwach radioaktivem Tc-99m durchgeführt, dessen Verteilung anschließend in der SPECT/CT dargestellt wird. Hierdurch kann im Vorfeld die Aufnahme der Substanz in den Tumor untersucht und mögliche Gefäßverbindungen zum Magen-Darm-Trakt oder zur Lunge dargestellt und gegebenenfalls verschlossen werden, die unentdeckt zu ernsten Nebenwirkungen unter der Therapie führen können. Im Anschluss erfolgt die Gabe der Therapie über den selben Katheter in das Tumorgebiet.

Nach der Therapie erfolgt eine weitere Szintigraphie um die Verteilung der Spheren darzustellen und zu dokumentieren. Durch die Gabe der radioaktiven Substanz im Rahmen der Therapie geht auch von Ihrem Körper Strahlung aus. Diese wird täglich gemessen und die Entlassung erfolgt, sobald diese Strahlung unter einem gesetzlich festgelegten Grenzwert liegt.

Peptid-Radiorezeptor-Therapie (PRRT) neuroendokriner Tumore

Untersuchungsprinzip

Neuroendokrine Tumoren bestehen aus Zellen, die auf der Zellwand Somatostatin-Rezeptoren, d. h. Bindungsstellen für bestimmte Hormone tragen. Es besteht heute die Möglichkeit, Varianten des Hormons Somatostatin künstlich herzustellen. Für die geplante Therapie wird DOTATOC bzw. DOTATATE mit radioaktivem  Lutetium-177 (Lu-177) oder Yttrium-90 (Y-90) beladen, welche gezielt an die Somatostatin-Rezeptoren binden und anschließend von den Tumorzellen aufgenommen wird. Dadurch sammelt sich die radioaktive Substanz in den Tumorzellen an und die Tumorzellen werden gezielt von innen heraus abgetötet.

Ablauf

Die PRRT wird auf unserer Therapiestation während eines mehrtätigen Aufenthalts auf unserer durchgeführt. Insgesamt sind in der Regel 4 Therapiezyklen im Abstand von ca. 3 Monaten möglich. Gegebenenfalls sind auch weitere Therapiezyklen möglich.

Vor der PRRT ist eine eingehende Untersuchung durch unsere Ärzte nötig sowie eine PET-Untersuchung mit Ga-68-DOTA, um die Tumormasse darzustellen und die Eignung für die Therapie zu überprüfen. Außerdem folgt eine Blutuntersuchung, um die Knochenmarksfunktion in Form eines Blutbildes zu überprüfen sowie eine Kontrolle unter anderem der Leber- und Nierenwerte.

Die Therapie wird auf unserer Therapiestation über einen zuvor gelegten Venenverweilkatheter gegeben. Parallel zur Therapie wird eine Infusionslösung mit Aminosäuren gegeben, um die Nieren zu schützen. Bei DOTATOC bzw. DOTATATE handelt es sich um Peptidverbindungen, die nach der Ausscheidung in den Harn von den Nieren wie andere Peptide wieder aufgenommen werden. Dadurch wären die Nieren auch einer höheren Strahlenbelastung durch die gekoppelten radioaktiven Stoffe ausgesetzt. Diese Rückresorption wird durch die in der Infusion enthaltenen Aminosäuren gehemmt und die Schäden an der Niere dadurch minimiert.

Nach der Therapie erfolgt eine weitere PET-Aufnahme um die Verteilung der Dosis darzustellen und zu dokumentieren. Durch die Gabe der radioaktiven Substanz im Rahmen der Therapie geht auch von Ihrem Körper Strahlung aus. Diese wird täglich gemessen und die Entlassung erfolgt, sobald diese Strahlung unter einem gesetzlich festgelegten Grenzwert liegt.

Therapie des Phäochromozytoms und des Neuroblastoms

Untersuchungsprinzip

Das Neuroblastom ist ein bösartiger Tumor des Kindesalters des autonomen Nervensystems (Sympathikus und Parasympathikus) und geht von embryonalen Zellen im sympathischen Gewebe aus. Das Phäochromozytom ist ebenfalls ein bösartiger Tumor und geht von chromaffinen Zellen des Nebennierenmarks aus. Beide Tumore weisen auf ihrer Oberfläche in hohem Maße den Norepinephrintransporter auf, welcher das Zielmolekül zur Bekämpfung des Tumors darstellt.

Hierfür wird Metaiodbenzylguanidin (mIBG) an das radioaktive Iod-131 (I-131) gekoppelt. mIBG ist ein Analogon des Norepinephrins (Noradrenalin) und wird über den Norepinephrintransporter gezielt von den Tumorzellen aufgenommen und gespeichert. Bei I-131 handelt es sich um einen therapeutischen Betastrahler, der den Tumor somit von innen heraus mit hochenergetischer Strahlung zerstören kann.
 

Wann wird eine 131I-mIBG-Therapie beim Neuroblastom durchgeführt?

Die Therapie kann im Anschluss an die Chemotherapie und bevor der Stammzelltransplantation durchgeführt werden, wenn mit mIBG noch Tumorlast nachgewiesen werden kann, die den Norepinephrinrezeptor trägt.

Die I-131-mIBG-Therapie kann auch im Rahmen von Rezidiven oder palliativen Schmerztherapie eingesetzt werden.

Ablauf

Die Therapie wird während eines mehrtätigen Aufenthalts auf unserer Therapiestation durchgeführt. In der Regel werden erfolgen 1-2 Therapiezyklen. Vor der Therapie erfolgt eine Szintigraphie mit I-123-mIBG, um den Tumor darzustellen und eine Eignung für die Therapie zu überprüfen.

Die Therapie wird über einen zuvor gelegten Venenverweilkatheter unter Blutdruck- und EKG-Kontrolle verabreicht. Zusätzlich werden Irenat-Tropfen zum Schutz der Schilddrüse gegeben. Die Schilddrüse benutzt Iod zur Herstellung der Schilddrüsenhormone und kann auch radioaktives I-131 aufnehmen, dass sich aus I-131-mIBG gelöst hat und dadurch geschädigt werden. Diese Aufnahme wird durch Irenat unterbunden, indem das enthaltene Natriumperchlorat mit Iodid um die Aufnahme in die Schilddrüse am Transporter konkurriert und diese hemmt. Zusätzlich wird eine Flüssigkeitsinfusion zum Schutz der Nieren gegeben, um die Nierenfunktion und Ausscheidung der radioaktiven Substanz aus dem Körper zu unterstützen.

Nach der Therapie erfolgt eine weitere Szintigraphie um die Verteilung der Dosis darzustellen und zu dokumentieren. Durch die Gabe der radioaktiven Substanz im Rahmen der Therapie geht auch von Ihrem Körper Strahlung aus. Diese wird täglich gemessen und die Entlassung erfolgt, sobald diese Strahlung unter einem gesetzlich festgelegten Grenzwert liegt.

Was muss ich beachten?

Gegebenfalls müssen bestimmte Medikamente abgesetzt werden. Senden sie uns deshalb bitte einen Medikamentenplan zu, damit wir entsprechende Maßnahmen besprechen können.

Nach Gabe der Therapie sollten sie viel Flüssigkeit zu sich nehmen, um die Nierenfunktion und die Ausscheidung der radioaktiven Substanz zu unterstützen.

Radiophosphortherapie bei Erkrankungen des blutbildenden Knochenmarks

Untersuchungsprinzip

Bei bestimmten Erkrankungen des blutbildenden Knochenmarks (Polycythaemia vera und Essentielle Thrombozythämie) kann eine Radiophosphortherapie in Betracht gezogen werden. Bei der Polycythaemia vera kommt es zu einer krankhaften Produktion von roten Blutkörperchen ohne Stimulus beziehungsweise von Thrombozyten bei der Essentiellen Thrombozythämie.

Bei Phosphor-32 (P-32) handelt es sich um einen therapeutischen Betastrahler, der nach Gabe vom Körper wie „normales“ Phosphor verstoffwechselt wird. Dort wird es insbesondere in sich vermehrendem Gewebe bei der Synthese der Nukleinsäuren für die DNA benötigt und reichert sich somit auch in hohem Maße in den sich vermehrenden Zellen bei Polycythaemia vera und Essentielle Thrombozythämie an. Hierdurch kann sich lokal das radioaktive P-32 anreichern und diese Zellen lokal durch die hochenergetische Strahlung beseitigen. Zusätzlich wird P-32 auch im Knochenstoffwechsel benötigt und reichert sich somit ebenfalls dort in der Nähe des Knochenmarks an, welches es somit auch auf diesem Weg bestrahlt. Falls es auch außerhalb des Knochenmarks zu einer Vermehrung der Zelllinien kommt, werden diese ebenfalls von der Therapie getroffen.
 

Wann wird eine durchgeführt?

Die Radiophosphortherapie kann bei einer Polycythaemia vera und bei Essentieller Thrombozythämie durchgeführt werden, wenn andere Therapien ausgeschöpft sind.

Ablauf

Vor der Therapie erfolgt eine Blutuntersuchung und eine Überprüfung der Nierenfunktion. Die Therapie wird über einen zuvor gelegten Venenzugang verabreicht.

Radioimmuntherapie bei B-Zell-Lymphomen

Untersuchungsprinzip

Die Radioimmuntherapie wird bei B-Zell-Lymphome eingesetzt. Bei B-Zell-Lymphomen handelt es sich um eine Tumorerkrankung, die durch Entartung der B-Zellen entsteht, einer Untergruppe des zellulären Immunsystems. Diese Zellen weisen meistens das Oberflächenmolekül CD20 auf, welches einen Marker für die B-Zellen darstellt. Dieses Molekül ist die Zielstruktur bei der Immuntherapie mit Anti-CD20-Antikörper Rituximab, der in Kombination mit einer Chemotherapie eingesetzt wird.

Bei der Radioimmuntherapie wird der Ansatz der Immuntherapie mit jenem einer gezielten Strahlentherapie der entarteten Zellen kombiniert, indem Yttrium-90 (Y-90), ein therapeutischer Betastrahler, an einen CD20-Antikörper gekoppelt wird. Hierdurch werden auch benachbarte Zellen durch die Strahlungswirkung abgetötet und der Therapieeinsatz erweitert.
 

Wann wird eine Radioimmuntherapie durchgeführt?

Die Radioimmuntherapie kommt zum beim follikulären Non-Hodgkin-Lymphom zum Einsatz, wenn die Rituximab-Therapie keine entsprechende Wirkung entfaltet oder es nach Rituximab-Therapie zum Rezidiv kommt. Auch kann die Therapie beim Tumorrezidiv nach einer Chemotherapie eingesetzt werden.

Ablauf

Vor der Therapie und am Tag der Therapie wird im Vorfeld zweimalig Rituximab über einen Venenzugang verabreicht, um die CD20 Moleküle der nicht entarteten B-Zellen zu blockieren und diese vor der Therapie weitestgehend zu schützen.

Anschließend erfolgt die Infusion der radioaktiv markierten Antikörper.

Therapie von Knochenmetastasen

Untersuchungsprinzip

Einen Zielort von Tumorabsiedlungen stellen häufig die Knochen dar, was oftmals mit Schmerzen einhergeht. Palliativ ist es möglich, diese Absiedlungen nuklearmedizinisch zu behandeln und damit eine Reduktion Schmerzen zu erreichen. Bei Knochenmetastasen kann man osteolytische (Knochen auflösende) und osteoblastische (Knochen bildende) Metastasen unterscheiden. Der nuklearmedizinischen Therapie sind nur osteoblastische Metastasen zugänglich. Diese treten bevorzugt beim Prostata- und auch beim Mammakarzinom auf.

Zum Einsatz kommen dabei in unserer Klinik der Alpha-Strahler Radium-223 (Ra-223) und der therapeutische Betastrahler Samarium-153-EDTMP (Sm-153-EDTMP). Ra-223 verhält sich metabolisch in unserem Körper wie Calcium, welches wichtig für den Knochenaufbau ist und direkt in diesen eingebaut wird. Analog dazu wird Ra-223 ebenfalls direkt in den Knochen eingebaut und kann dort direkt lokal die hochenergetische Strahlung durch Abgabe von Heliumteilchen abgeben. Sm-153 ist an das Bisphosphonat EDTMP gebunden, welches wiederrum nach Gabe an die Knochenoberfläche binden kann, besonders im Bereich von Umbauzonen, wie sie besonders bei osteoblastischen Metastasen vorkommen. Somit wird das radioaktive Sm-153 ebenfalls vermehrt im Tumorbereich angereichert und kann lokal hochenergetische Strahlung abgeben.

Über die Strahlenwirkung kommt es primär zu einer Zerstörung der Entzündungszellen in diesen Bereichen und zu einer Hemmung der Freisetzung entzündungsfördernder Mediatoren aus Immun- und Tumorzellen. Durch die Strahlenwirkung können ebenfalls direkt Tumorzellen zerstört werden.

Wann wird die Therapie durchgeführt?

Die nuklearmedizinische Therapie von Knochenmetastasen kommt in der Regel beim Auftreten zahlreicher knöcherner osteoblastischer Metastasen, die nicht mehr auf eine konventionelle Schmerztherapie ansprechen oder wenn eine Dosisreduktion der aktuellen Schmerztherapie erreicht werden soll. Ra-223 wird speziell beim fortgeschrittenen kastrationsresistenten Prostatakarzinom mit symptomatischen Knochenmetastasen eingesetzt.

Ablauf

Vor Durchführung der Therapie wird eine Skelettszintigraphie durchgeführt, um den Knochenmetabolismus im Bereich der Metastasen darzustellen und eine Eignung zur Therapie zu überprüfen. Außerdem wird eine Laboruntersuchung des Blutes durchgeführt.

Die Therapie wird über einen zuvor gelegten Venenverweilkatheter gegeben und ist auch ambulant durchführbar. Die schmerzstillende Wirkung tritt häufig innerhalb einiger Tage ein und hält mehrere Wochen an. Im Anschluss an die Gabe von Sm-153-EDTMP erfolgt eine Szintigraphie, um die Verteilung und Dosis des Stoffes darzustellen. Von Ra-223 sind insgesamt 6 Therapiezyklen im Abstand von ca. 4 Wochen möglich.

Radiosynoviorthese

Untersuchungsprinzip

Bei der Radiosynoviorthese handelt es sich um eine Therapieoption bei entzündlich und hypertroph veränderter Gelenkschleimhaut (Synovia), wie sie im Rahmen chronisch-entzündlicher Gelenkerkrankungen vorkommt. Bei der Therapie kommen verschiedene Betastrahler zum Einsatz: Yttrium-90 (Y-90) für große Gelenke, Rhenium-186 (Re-186) für mittelgroße Gelenke und Erbium-169 (Er-169) für kleine Gelenke. Die Stoffe werden über eine Kanüle direkt ins Gelenk eingebracht und dort von Zellen der Gelenkschleimhaut und Immunzellen im Gelenk aufgenommen. Durch die Strahlung wird eine Vernarbung der Gelenkinnenhaut bewirkt, die Zellproliferation wird gehemmt und die Zellen abgetötet. Dadurch soll die Entzündung gemindert und die Schmerzen reduziert werden.
 

Wann wird eine Radiosynoviorthese durchgeführt?

Die Radiosynoviorthese wird bei chronisch-entzündlichen Gelenkerkrankungen durchgeführt.

Ablauf

Die Therapie wird ambulant in unserer Klinik durchgeführt. Hierfür erfolgt eine Voruntersuchung durch unsere Ärzte und die Darstellung des Gelenkes. Anschließend wird die radioaktive Substanz direkt in das Gelenk eingebracht. Nach der Behandlung muss das Gelenk für 48 Stunden ruhiggestellt werden, damit ein Abtransport des platzierten Stoffes verhindert wird und es lokal wirken kann.

Die Wirkung der Therapie tritt innerhalb einiger Wochen, zum Teil aber auch erst nach Monaten ein.