Nuklearmedizinische Therapiestation

In unserer Therapiestation können bis zu 10 Patienten gleichzeitig mittels radioaktiver Pharmaka therapiert werden. Größtenteils handelt es sich um Radioiodtherapien  gutartiger Schilddrüsenerkrankungen oder des Schilddrüsenkarzinoms. Aber auch andere onkologische Therapien werden angeboten.

Sie sind in modernen 2-Bettzimmern mit Naßzelle untergebracht und bei gutem Wetter können Sie im Park sitzen oder spazieren gehen.

Nuklearmedizinische Therapien

Das Angebot an nuklearmedizinischen Therapien ist inzwischen recht umfangreich.

Einige häufig angewandte Verfahren werden nachfolgend näher beschrieben. Den größen Antei hat dabei die Radioiodtherapie der benignen Schilddrüsenerkrankungen, gefolgt von der Therapie des Schilddrüsenkarzinoms. Einen wachsenden Anteil verzeichnen Therapien des Prostatakarzinoms.

Radioiodtherapie gutartiger Schilddrüsenerkrankungen

Schilddrüsenerkrankungen
Bei einigen Schilddrüsenerkrankungen, z.B. Struma mit funktioneller Autonomie und einer Überfunktion unterschiedlicher Herkunft ergeben sich im Krankheitsverlauf häufig verschiedene Therapiemöglichkeiten, die entweder alternativ, in Kombination oder nach einander angewandt werden: die konservativ-medikamentöse Therapie, die operative Therapie und die Radiojod-Therapie. Dabei ist sowohl bei der Diagnose und bei der Differentialdiagnose von Schilddrüsenerkrankungen als auch bei der Indikationsplanung und Durchführung einer Therapie sowie der Überprüfung des Therapieerfolges der Einsatz nuklearmedizinischer Methoden erforderlich.

Radiojod-Therapie

Die Radiojod-Therapie wird mit dem Radionuklid Jod-131 durchgeführt. Das radioaktive Jod-Isotop Jod- 131 verhält sich chemisch und physiologisch wie das radioaktive Jod und nimmt am Jodstoffwechsel teil.

Indikation

Indikationen zur Durchführung einer Radiojod-Therapie bei gutartigen Schilddrüsenerkrankungen sind:

  • Immunhyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion bei Morbus Basedow), insbesondere bei Wiederauftreten (Rezidiv) nach Vorbehandlung (z. B. Tabletten oder Operation), bevorzugt bei kleinerem Volumen der Schilddrüse
  • Autonomie der Schilddrüse, grenzwertige Schilddrüsenüberfunktion mit Beschwerden
  • Autonomie der Schilddrüse, manifeste Überfunktion der Schilddrüse
  • Wiederauftreten einer Schilddrüsenüberfunktion nach Operation, Unmöglichkeit der Durchführung einer Schilddrüsenoperation oder Unverträglichkeit gegenüber schilddrüsenblockierenden Medikamenten

Bezüglich der Vorteile einer medikamentösen Therapie, einer Operation oder einer Radiojodtherapie beraten wir Sie auch gern in unserer Schilddrüsenambulanz.

 

Vorbereitung:

Vorbereitung: ca. 1-2 Wochen vor der Radiojod-Therapie wird ambulant der Jod-Uptake gemessen, um die erforderliche Therapieaktivität zu ermitteln. Eine Jod-Kontamination ist innerhalb von 3-6 Monaten vor Durchführung einer Radiojod- Therapie strikt zu vermeiden (insbesondere gilt das für jodhaltige Kontrastmittel und für jodhaltige Medikamente). In Deutschland ist zur Durchführung einer Radiojod-Therapie die Aufnahme auf einer speziellen nuklearmedizinischen Therapiestation mit einem mind. 48stündigen Aufenthalt obligat, je nach Größe und Aktivität der Schilddrüse kann aus Strahlenschutzgründen auch ein längerer stationärer Aufenthalt (eine Woche oder mehr) erforderlich sein. Die tatsächliche Aufenthaltsdauer kann leider vor der Therapie nicht sicher vorausgesagt werden. Das Jod-131 wird meist oral (Kapsel oder in seltenen Fällen auch Flüssigkeit) appliziert.

Therapieerfolg

Der Therapieerfolg tritt nach 3-4 Monaten ein. Während dieser Zeit müssen regelmäßige Laborwertkontrollen der Schilddrüsen- Laborparameter erfolgen und ggf. eine schilddrüsenspezifische Medikation entweder modifiziert oder neu angesetzt werden. Die Radiojod-Therapie führt bei vergrößerten Strumen auch zu einer meist ca. 30%igen Größenreduktion des Organs. Die Radiojod-Therapie gutartiger Schilddrüsenerkrankungen ist ein äußerst effektives therapeutisches Vorgehen ohne nennenswerte Nebenwirkungen und ohne messbare Spätfolgen. Sie ist auch bei jungen Patienten ohne Risiken anwendbar. Wegen der geringen applizierten Jodmengen kann eine Radiojodtherapie auch bei der seltenen echten Jodallergie durchgeführt werden. In Deutschland muss die Radiojod-Therapie aus Strahlenschutzgründen stationär durchgeführt werden.

Radioiodtherapie des differenzierten Schilddrüsenkarzinoms

Jod-131 reichert sich in den differenzierten Schilddrüsen-Karzinomen (papilläres und follikuläres Schilddrüsen-Karzinom) an, in denen die Fähigkeit zur Radiojod-Speicherung erhalten ist. Die Voraussetzung zur Radiojod-Therapie beim Schilddrüsenkrebs ist die vorhergehende, totale chirurgische Entfernung der Schilddrüse. Erst nach weitestgehend vollständiger Beseitigung normalen Schilddrüsengewebes ist eine ausreichende Anreicherung von Jod-131 in speichernden Tumorrestgeweben in Rezidiven, regionären Lymphknotenmetastasen und Fernmetastasen möglich. Bei der Radiojod-Therapie des Schilddrüsenkrebses wird unterschieden zwischen der prophylaktischen Bestrahlung der Restschilddrüse nach Operation (Ablation) und gezielter Therapie von wiederkehrendem Schilddrüsenkrebs und Tochterabsiedlungen (Metastasen).

Indikation

Indikationen zur Radiojod-Therapie bei malignen Schilddrüsenerkrankungen sind:

  • Restentfernung (Ablation) nach Schilddrüsenoperation bei differenzierten Schilddrüsen-Karzinomen (papilläres und follikuläres Schilddrüsen-Karzinom)
  • Therapie jodspeichernder Rezidive und Metastasen
  • Tumornachsorge bei Anstieg des Tumormarkers Thyreoglobulin (Schilddrüseneiweiß)

Vorbereitung:

Absetzen der schilddrüsenspezifischen Medikation mindestens 4 Wochen vor Radiojod-Therapie erforderlich, um eine ausreichende Stimulation des schilddrüsenstimulierten Hormons der Hirnanhangsdrüse zu erreichen. Eine Jodkontamination ist unbedingt zu vermeiden, da dadurch eine Radiojod-Therapie für zumindest 3 Monate verzögert werden könnte (Insbesondere gilt das für jodhaltige Kontrastmittel).

Prinzip:

Erst die Restablation des in den meisten Fällen noch vorhandenen Restschilddrüsengewebes mittels der Radiojod-Therapie ermöglicht eine effiziente Tumornachsorge bei Patienten mit einem differenzierten Schilddrüsenkrebs (der Tumormarker Thyreoglobulin soll nach vollständiger Entfernung des Restschilddrüsengewebes durch die Radiojod-Therapie nicht mehr nachweisbar sein). Bei der Radiojod-Therapie wird das Jod-131 vom Tumorgewebe differenzierter Schilddrüsenkrebszellen aufgenommen, so dass im Tumorgewebe sehr hohe therapeutisch wirksame Strahlendosen erzielt werden können.

Durchführung:

Die stationäre Aufnahme auf einer speziellen nuklearmedizinischen Therapiestation ist obligat (mind. 48 Stunden). Die Therapieaktivität wird zumeist oral in Kapselform verabreicht (3.700 bis 7.400 MBq Jod-131). Die Therapie wird unter einem medikamentösen Magenschutz durchgeführt. Der Patient soll in den ersten 2-3 Tagen nach Verabreichung der Kapsel oft saure Bonbons lutschen oder Kaugummi kauen und viel trinken, um eine ausreichende Anregung des Speichelflusses zu erreichen, um eine Spätschädigung der Speicheldrüsen zu vermeiden.

Selektive interne Radiotherapie (SIRT)

Die selektive interne Radiotherapie (SIRT) wird bei fortgeschrittenen Formen primärer Lebertumoren angewendet. Für die Behandlung werden mehrere Millionen winziger, mit dem Betastrahler Yttrium-90 markierte Kügelchen mittels Katheter direkt in die Tumorenregion in der Leber eingebracht.

PSMA-Therapie beim metastasierten Prostatakarzinom

Die Metastasen des Prostata-Karzinoms bestehen aus Zellen, die auf der Zellwand das Eiweiß PSMA (Prostataspezifisches Membranantigen) tragen. Dieses Eiweiß kann als Andockstelle für künstlich hergestellte Substanzen dienen, die mit radioaktivem  177Lutetium oder 90Yttrium beladen werden können. Die Tumorzellen sollen durch die radioaktiv markierte Substanz gezielt bestrahlt und abgetötet werden.

 

DOTATOC-Therapie bei endokrinen Tumoren

Neuroendokrine Tumoren bestehen aus Zellen, die auf der Zellwand Somatostatin-Rezeptoren, d. h. Bindungsstellen für bestimmte Hormone (= Botenstoffe) tragen. Bindet das Hormon Somatostatin an diese Rezeptoren, wird eine definierte Information an die Zelle weiter gegeben. Es besteht heute die Möglichkeit, Varianten des Hormons Somatostatin künstlich herzustellen. Für die geplante Therapie wird DOTATOC bzw. DOTATATE mit radioaktivem  177Lutetium oder 90Yttrium beladen, welches dann die Tumorzellen bestrahlt und gezielt abtöten soll.

 

Folgende weitere Therapien werden im Hause angeboten (sowohl stationäre als auch ambulante Therapien):

Radium-223-Therapie bei Knochenmetastasen des Prostatakarzinoms

Samarium-153-EDTMP-Therapie bei Knochenmetastasen

Iod-131-MIBG-Therapie z. B. bei Neuroblastom und Phäochromozytom

Phosphor-32-Therapie bei Erkrankungen des blutbildenden Knochenmarks

Zevalin(R)-Therapie bei follikulärem B-Zell-Lymphom

Radiosynoviorthese (RSO) bei chronisch entzündlichen Gelenkerkrankungen